ich hatte gerade noch eine längere Ergänzung geschrieben, aber die hat mir die Forensoftware beim Absenden in's Nirvana geschickt

Also nochmal in Kurzform:
Ausgangssituation war bei mir eine reine Abluftanlage aus den 70ern, d.h. Hallenluft über Ventilator raus und Außenluft über Warmwasser-Heizregister rein. Ohne groß nachzudenken habe ich die gegen eine Entfeuchtertruhe getauscht. Da sanken zwar die Heizkosten, aber die Stromrechnung stieg in unerwartete Höhen.
Nach dem Reinfall mit der Truhe hab ich mich dann intensiver mit dem Thema beschäftigt, so wie du auch jetzt. Beim Durchrechnen einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung kam dann die für mich überraschende Erkenntnis, das auch mit realen Wäremtauschern die komplette Energie für die Erwärmung der Außenluft auf Hallentemperatur zurückgewonnen werden kann. Nur die Verdunstungsenergie des Wassers geht noch verloren. Die kriegt man nur über eine Wärmepumpe zurück, mit den o.g. Nachteilen.
Der hohe Feuchtegehalt der Hallenluft (30°, 60% RF) sorgt für reichlich Kondensation im Wärmetauscher. Das setzt so viel Energie frei, das rechnerisch selbst bei -15° Ausßentemperatur die Zuluft noch mit über 29° rein kommt. Der Temperaturwirkungsgrad liegt in der Tat bei über 99%. Das gilt natürlich nicht für den Energiewirkungsgrad, aber der ist hier unerheblich, da mehr Energie in der Abluft steckt als man für die Frischlufterwärmung braucht. Das ganze nennt sich feuchte WRG und funktioniert mit Schwimmbadluft ausgezeichnet.
Vereisung ist aus dem gleichen Grund (Energieüberschuss) kein Thema. Bei -15° liegt die Fortlufttemperatur rechnerisch immer noch bei über 8°, also keine Frostgefahr.
Auffällig bei den Schwimmbad-Lüftungsgeräten war der extrem hohe Volumenstrom. Keine Ahnung, warum der so hoch angesetzt wird. Wahrscheinlich wird bei der Auslegung von rund um die Uhr Badebetrieb ausgegangen. Um mir Klarheit über den tatächlichen Lüftungsbedarf meines Schwimmbad zu verschaffen habe ich mit den o.g. Gleichungen anhand des Jahresverlaufs von Lufttemperatur und Luftfeuchte meines Wohnorts mit Excel mal die benötigten Volumenströme ausgerechnet um meine Halle auf 60% RF zu halten :
http://img146.imageshack.us/img146/1433/lftung3ix.jpg
Nutzung ähnlich wie Uwe, d.h. täglich 2 Stunden Badebetrieb, 22 Stunden Ruhebetrieb ohne Abdeckung (mag ich aus optischen Gründen nicht). Die Ergebnisse waren recht überraschend. Im Winter und in der Übergangszeit liegt der Lüftungsbedarf (blau) unter 200 m³/h (linke Achse). Nur im Sommer bei sehr hohen Außentemperaturen (grün, rechte Achse) steigt der Lüftungsbedarf auf über 400 m³/h. Dann ist die Wärmerückgewinnung aber ziemlich egal.
Da meine Schwimmhalle zwei große Oberlichter hat, die im Sommer geöffnet werden können habe ich die Lüftung auf 300 m³/h ausgelegt. Im Sommer fahre ich dann wie früher bei der reinen Abluftanlage Freibadbetrieb, d.h. Oberlichter auf, Wassertemperatur runter und Lüftung ausgeschaltet. In der Halle habe ich dann Außentemperatur und Außenfeuchte, aber wenn es draußen heiß ist mag ich das Wasser und Klima sowieso lieber etwas kühler. Die höheren Verdunstungsverluste sollen demnächst mit einer Solaranlage gedeckt werden. Sonne gibt es im Sommer ja genug.
Das Lüftungsgerät habe ich selbst gebaut. Nicht weil man dabei viel Geld sparen kann, sondern weil das Dach über der Halle so niedrig ist, dass kein käufliches Gerät reinpasste. Sonst wäre es wahrscheinlich ein Fertiggerät von Paul geworden. So habe ich dort nur den Wärmetauscher gekauft (gibt es auch einzeln) und mit einem Gehäuse aus PU-Platten verkleidet. Der Tauscher ist lt. Paul in Schwimmbädern problemlos einsetzbar. Die Lüfter (EBM-Pabst DC-Radiallüfter) sind dezentral in den Frischluft und Fortluftkanälen montiert und werden durch eine einfache Steuerung feuchtegeführt geregelt.
Die Antwort auf die Frage, ob das alles auch in der Praxis funktioniert muss ich leider noch vertagen. Halle und Becken sind zwar fertig, aber die Wasseraufbereitung ist noch Baustelle. Sobald ich Ergebnisse habe werde ich die natürlich hier posten. Kann aber noch einige Zeit dauern, da ich immer nur am Wochenende dazu komme.
viele Grüße,
Andreas